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«Ein Mensch ohne Träume ist wie ein Boot ohne Segel.»

YACHT tv – Verrückte Konstruktion: Rasanter XXL-Jolli mit Deckssalon.

Das Konzept

Die «eierlegende Wollmilchsau» gibt es nicht, auch nicht unter Segelschiffen. Gerade für Binnensegler ist es beinahe unmöglich, ein Boot zu finden, das gut segelt und gleichzeitig im Hafen einen geho­benen Wohnkomfort bietet. Denn wohnliche Serienyachten im 10m-Bereich sind in der Regel für den Einsatz auf dem Meer konzipiert. Sie müssen schweres Wetter überstehen und entsprechend viel Ballast mittragen können. Solche «Bleitransporter» segeln dann unter den meist sehr leichten Windverhältnissen, wie sie auf Binnenseen vor­herrschen, sehr schlecht.

Vor diesem Hintergrund haben wir unsere BlueSound-Yachten entworfen. Dabei handelt es sich im Prinzip um grosse Jollenkreuzer, die bei 11 m Wasserlinie-Länge bloss ca. 4,5 Tonnen auf die Waage bringen. Statt eines Kiels liefert ein 600 kg schweres Senkschwert die benötigte Lateralfläche. Der breite jollenartige Rumpf wurde von der renommierten Designerin Juliane Hempel entworfen und garantiert unter Binnen-Bedingungen Kentersicherheit.

An Deck

Die BlueSound-Yachten sind trotz ihrer Grösse einhandtauglich. Pinne, Schoten, Grossfall und Reffleinen sowie Motorkontrollen sind vom Stb-Heckkorb-Sitz aus bedienbar (1). Der Aussenbordmotor ist in einem Schacht untergebracht (2 und 3) und wird beim Segeln hoch­geholt, die Öffnung im Rumpf wird dabei mit einer Platte ver­schlos­sen, damit wird der Wasserwiderstand minimiert. Eine elektrische Zentralwinsch, auf die bei Bedarf sämtliche Leinen umgeleitet werden können, erleichtert die Arbeit. Die Selbstwendefock (5) wird elektrisch gerefft oder eingerollt und das einklappbare Bugstrahlruder (4) über Funk bedient.

Das Cockpit (6) ist sehr geräumig, der Sitzkomfort auf den Duchten oder auf dem Süll überaus komfortabel. Ein in die Elektro­winsch-Säule integrierter Bügel bietet den Passagieren unterwegs Halt und dient als Anschlagspunkt für die beiden Grossschoten und den Cockpit-Tisch. Insgesamt sechs Schwalbennester nehmen die losen Leinen, Winschkurbeln oder Getränkedosen etc. auf.

Sowohl Cockpit wie auch Seitendecks wurden bewusst barfuss­freundlich gestaltet. Klampen, Relingstützen, Genuaschienen und Umlenkrollen sind allesamt auf der sehr solide gebauten Scheuer­leiste montiert (7). Verstauchte oder gar gebrochene Zehen kommen nicht vor auf einer BlueSound.

In die aufklappbare Badeplattform (8) ist eine zusammen­schieb­bare Badeleiter integriert, der Einstieg ins Wasser und das Anbord-Klettern sind somit buchstäblich kinderleicht.

Unter Deck

Grosser Wert wurde auf den Wohnkomfort an Bord gelegt. Vom überaus grosszügig gestalteten Cockpit aus führen verspiegelte Flügeltüren in den um bloss eine Stufe tiefer gelegenen Salon (1). Aussen- und Innenwohnbereich bilden so praktisch eine Einheit. Die erhöhte Dinette erlaubt dank grossen Fenstern, auch an Regentagen am Hafenleben teilzunehmen. Vier (auf Wunsch sechs) bequeme Kojen garantieren einen tiefen, gesunden Schlaf.

Die Eigner-Kabine im Vorschiff bietet eine 230 cm breite und 200 cm lange 3er-Koje (2), darunter einen grossen Stauraum, in dem sich auch der 40 Liter Frischwassertank befindet (3). Arbeitsplatz (4) und Kleiderschrank (5) ergänzen die Einrichtung. Die Mittschiffs-Kabine (6) wartet mit einer 200 × 80 cm Koje (7) auf, darunter auch wieder viel Stauraum (8). Mit einigen Handgriffen lässt sich zudem die Längsbank im Salon in eine weitere eine weitere Doppelkoje umwandeln (9). So können auf der BlueSound Mk1 4–5 Personen bequem übernachten. In der Version Mk2 kann auf Wunsch noch je eine Koje im Durchgang zum Vorschiff und in der Mittschiffs-Kabine eingebaut werden, allerdings zu Lasten von Schrank- und Stauraum.

Die 200 cm lange Küchenzeile (10) ist mit Ausziehschränken und einem 110 Liter Kühlschrank ausgerüstet, gekocht wird mit einem Glaskeramik-Gasherd (11) oder auch elektrisch (Induktionsherd). Weiterer grosszügig bemessener Stauraum findet sich unter dem Salonboden.

In der kleinen Nasszelle (12) steht für dringende Fälle ein Colani-Trocken-WC (13) zur Verfügung das Grauwasser wird in mobilen 10-Liter-Tanks (14) unter dem Salonboden gesammelt und kann im Hafen umweltgerecht entsorgt werden.

Die Stehhöhe beträgt im ganzen Schiff 185–205 cm (BlueSound Mk1) resp. 175–195 cm (BlueSound Mk2). Die Inneneinrichtung wird bewusst sehr hell gehalten. Wände und Schotten sind weiss gestrich­en, nur wo konstruktionsbedingt Zedernholz verbaut wurde, wird dieses sichtbar gehalten (vgl. Schlafkabinen und Schwalbennester im Cockpit). Auch für den Bau von Möbelfronten sowie Salontisch wur­den Zedernleisten verwendet, die mit ihren wechselnden warmen Farbtönen sehr schön zu den blauen Polstern passen.

Bauweise

Der Rumpf der BlueSound-Mark1 wurde von der Bootswerft Bicker (Biga-Yachten, Ahlen) als Leistenbau gefertigt. Zedernleisten wurden über Mallen gespannt und mit Epoxidharz verklebt (1). Darüber kommt beidseitig Glas/Epoxid-Laminat (2), im Innern leicht genug, um die Holzkonstruktion sichtbar zu halten. Das Deckshaus ist ein Sandwich-Kompositbau (3), ebenfalls von der Ahlener Werft geliefert. End- und Innenausbau wurde dann von der Stucki Bootbau GmbH in Cudrefin übernommen und organisiert.  Die Laufdecks wurden mit Marine-Sperrholz auf Zedern-Decksbalken verlegt. Rumpf, Laufdeck, Aufbauten und Cockpit wurden vollständig überlaminiert (4), die Konstruktion ist somit aus einem Guss hergestellt. So konnten die sonst häufigen Schwachstellen beim Übergang Rumpf/Deck/Aufbau vermieden werden.

Das Hohlschwert ist aus Niro gefertigt (5 und 6) und im unteren Drittel mit 400 kg Bleischrot gefüllt, Gesamtgewicht ca 600 kg. Das Schwertfall ist als 1:10-Talje ins Hohlschwert integriert und wird via Bilge ins Cockpit auf die MSM-Elektrowinsch geführt.

Viel Denkarbeit wurde in die Entwicklung der Ruderanlage investiert (7). Da die «BlueSound» auch mit dem Heck voran am Platz an der Hafenmole vertäut werden soll, kam nur eine klappbare oder aufholbare Konstruktion in Frage. Wir entschieden uns schliesslich für den Bau eines soliden, gut profilierten und leicht vor-balancierten Ein-Blattsystems, das auch bei 14kn Fahrt und bis zu 20 Grad Lage beherrschbar bleiben sollte. Der Ruderkopf ist aus solidem Sipo gefertigt. Das Ruderblatt, ein Kohlefaser-Laminat mit Schaumfüllung, wird über Hoch- und Niederholer bedient. Die ca einen Meter messende Pinne ist mit einer teleskopartigen Verlängerung ausgestattet und kann mit einem Kamm festgesetzt werden. Unter Segeln wird im Normalfall vom luvseitigen Heckkorb aus gesteuert oder der Job dem Autopiloten überlassen.

Technische Daten

  • Kategorie D (ausschliesslich für Binnenreviere geplant und gebaut)
  • Länge ü.A.: 12.70 m
  • Länge über Deck: 11.52 m
  • Länge Wasserlinie: 11.00 m
  • Breite über Scheuerleiste: 3.85 m
  • Tiefgang: 1.10 bis 2.40 m
  • Gewicht: ca. 4500 kg
  • Ballastschwert: 600 kg
  • Zuladung: 1000 kg /10 Personen
  • Segelfläche am Wind: 70 qm
  • Grosssegel: 45 qm (Haase/Burns-Membrane)
  • Selbstwende-Rollreff-Fock: 25 qm (Haase/Burns-Membrane)
  • CodeZero-Genua (Elvström-Laminat): 58–71 qm
  • Motorisierung: 22kw Honda Aussenbordmotor im Schacht, kann während des Segelns hochgeholt werden
  • Bugschraube: einklappbar, 2,5 kW
  • Wassertank mit integrierter Pumpe: 40 l
  • Elektrik: 220 AC und 12 DC, Elektroboiler drei separate Batterie-Banken (Starter/Elektrowinsch, Haushalt), Inverter
  • Navigationslichter und Kabinenbeleuchtung LED, Windanzeige, Logge, Tiefenmesser, Kompass

BlueSound MK2

Noch während des Baus des BlueSound-Prototyps wurde die Planung an einer Mk2-Version an die Hand genommen. Diese ver­zich­tet auf einen Vorschiff-Aufbau, was jedoch die Erhöhung des Freibords um ca. 10 cm sowie eine Verringerung der Stehhöhe auf 175 cm (im Vor­schiff) resp. 195 cm (im Decksalon) bedingt. Die Seitenfenster des Vor­schiffs werden in den Rumpf integriert. Dieses Design vereinfacht den Bau und sieht noch eleganter aus als die Mk1, dies geht allerdings auf Kosten des Wohnkomforts im Vorschiff.